Deine Freunde schaffen den Spagat zwischen Ernst und Witz
Köln (kle) Drei Dinge sind nach dem Konzert von Deine Freunde am Tanzbrunnen definitiv klar: Das Hip-Hop-Trio hat den Dreh raus, wie man gute Songs für jede Kindergeburtstagsparty schreibt. Spaß an diesem heißen Sonntagnachmittag gab es für Klein und Groß, und: Sprachförderung kann so einfach sein.
Und so teuer. Jedenfalls für eine Familie mit drei Kids. „162 Euro haben wir vor ein paar Monaten mit Kreditkarte überwiesen“, berichtet ein junger Vater. Ein paar Sekunden später kommen die ersten fetten Beats der drei Hamburger Jungs aus den Boxen. Erst ganz verhalten ein paar Bässe. Dann genauso verhalten ein paar Sätze aus dem Song „Wir sind die Kinderband“: „Wo kommt die Eins her? / Wo kommt die Null her?“ Das Gekreische in den vorderen Reihen: Unbeschreiblich. Unfassbar authentisch. Es ist das Gekreische von etwa 2000 Kindern. Und da ist die Band, die mit ihrem Song „Schokolade“ im Jahre 2012 einem größeren Publikum bekannt geworden ist, noch gar nicht auf der Bühne auszumachen. Die versteckt sich nämlich hinter einem überdimensional großen Vorhang. Auf dem zu sehen ist eine ebenso überdimensional große goldene Geschenkschlaufe. Bei „Hallo willkommen“ fällt er dann, dieser Geschenk-Vorhang. Von da an gibt es kein Halten mehr. Die Begeisterung der vorderen Zweitausend bahnt sich ihren Weg. Akustisch. Ekstatisch. Ein echt großes Geschenk eben, so ein Deine Freunde Konzert. Der junge Vater lächelt über beide Ohren.
Überhaupt. Lachen. Das fällt auf. Überall lachen die Menschen. Um den Tanzbrunnen herum. An den Getränkestationen. Vor der Bühne sowieso. Der Titel des Songs „Cheese“ passt da gut ins Programm. Seine inhaltliche Kritik am elterlichen Fotografie-Wahn jedoch kann warten. Zumindest für die Zeit des Konzerts. Die Botschaft des Liedes „Einfach klein sein“ will nicht warten. Und sie kann es auch gar nicht. Dafür ist sie viel zu ernst. Und viel zu schwergewichtig. Florian, Markus und Lukas von Deine Freunde singen hier bei seichter Rhythmik, melancholischen Streichern und bedrohlichen Bläsern von den bedrückenden und erdrückenden Rahmenbedingungen, als Kind in unserer Leistungsgesellschaft erwachsen werden zu können. Nein. Zu müssen. Alle werden ein bisschen ruhiger. Die Kleinen singen leise mit: „Andere haben Spaß, ich hab einen Terminkalender / Sie scheuchen mich, erst dorthin, dann hierhin.“ Die Eltern gehen in sich. Sie singen nicht mit. Botschaft angekommen. Und wie.
Um danach der Gefahr einer kollektiven Depression bei den heute anwesenden Müttern und Vätern entgegenzuwirken, heizt die Band den insgesamt über 6000 Zuschauern mit knackigem und klugem Wortwitz weiter ein. Die Nummern „Ohne mein Brudi“, „Keine Märchen“ und „Quatsch mit Soße“ bilden den einen Block. Mit dem anderen - „Aua“, „Fang mich doch“ und „Die krassesten Schlitten“ - biegen Deine Freunde ganz langsam auf die Zielgerade ihres Auftritts ein. Dazwischen gibt es jede Menge Wasser aus den Wasserpistolen von Lukas und Florian für die vorderen Zweitausend, ein Quizspiel mit dem Titel „Wie gut kennt ihr die Band?“ und natürlich den Klassiker, der auf keiner Kindergeburtstagsparty fehlen darf: Den Stopptanz. Und in der Zugabe spielen sie ihn dann doch noch, den Song, mit dem sie bekannt geworden sind: „Schokolade“, reden kurz über ihre musikalischen Anfänge im Kölner Stadtgarten vor über zehn Jahren und lassen den Tanzbrunnen noch einmal so richtig erbeben bei „Häschen hüpf“. Am Ende gehen Kinder und Eltern erschöpft nach Hause. Erschöpft, aber glücklich.