Die Donots drehen die Zeit zurück

Düsseldorf (kle) „Das ist heute für uns als Band ein ganz besonderes Konzert, eine Art Bonus-Gig im Düsseldorfer Zakk, weil gestern unsere offizielle Tour in Stuttgart zu Ende gegangen ist“. Eike Herwig, Schlagzeuger der deutschen Punkrock-Band Donots plaudert einfach munter drauf los im warmen Tourbus, der im Hinterhof des Kulturzentrums steht. Vor ihm steht eine kleine Flasche Wasser. Das Konzept „Lieblingsplatte – Wichtige Popalben live im Zakk“ möge er sehr. Und dass er zusammen mit seinen Bandfreunden Ingo, Guido, Jan-Dirk und Alex heute Abend das 2001 veröffentlichte Album „Pocketrock“ von vorne bis hinten spielen könne, sei irgendwie surreal. Und eine große Ehre, erzählt er.

Vor allem den unwirklichen Charakter, „heute Nacht hier oben zu stehen und das Album zu präsentieren, mit dem wir vor fast 23 Jahren unseren Durchbruch als Band hatten“, betont ein paar Stunden später Frontmann Ingo Knollmann auf der Bühne direkt zu Beginn des Konzerts mehrmals. Und dann sagt er etwas Interessantes: „Ich fühle mich eigentlich gerade wie ein anderer Mensch, wenn ich all diese alten Songs spiele. Weil ich damals ein anderer Mensch gewesen bin.“ Aber: Die Auseinandersetzung mit philosophisch-nostalgischen Gedanken kann für die kommenden zwei Stunden draußen auf der verregneten Fichtenstraße warten. Später auf dem Weg nach Hause kann man sie wieder unterhaken und mitnehmen. Davor gibt es jedoch ordentlichen und ehrlichen Punkrock der fünf Freunde, die einst Mitte der 1990er-Jahre mit Songs wie „We’re Not Gonna Take It“, „So Long“ oder auch „Whatever Happened to the 80s“ aus dem beschaulichen Ibbenbüren Schritt für Schritt die große weite Musik-Welt für sich entdeckten. Bis heute. Im kommenden Jahr feiern sie ihr 30-jähriges Bandjubiläum. Eike im Bus nippt an seinem Wasser. So richtig fassen könne er es nicht. Und viele der rund 800 Fans wohl auch nicht. Ist die Zeit der harten Gitarrenriffs, die vor etwa einem Vierteljahrhundert aus Seattle und Kalifornien zu uns nach Europa schwappte und Bands wie Green Day, Bad Religion, aber auch Nirvana oder die Foo Fighters weltberühmt machte, längst vorbei, mag man meinen.

Meinen allerdings kann man eine ganze Menge, nur nicht, dass es ausschließlich einem Wunder gleich kommt, die Fünf an diesem lauen Dezemberabend Nummern wie „Superhero“, „Today“ oder „Don’t You Know“ abrocken zu sehen. Und zu hören. Da steckt eine ganz schöne Menge Herzblut hinter dem Projekt Donots. Und Mut. Und Wachstum. Und eine gewisse Leichtigkeit, die die Jungs so unverhohlen authentisch zeigen. „Fluxkompensator angeschaltet“, schreit Ingo ins Mikro und ab geht die Post mit „I Quit“, der ersten Nummer auf „Pocketrock“. Diese Platte verhalf ihnen damals, 2001, zu ihrer ersten Headliner-Tour mit der US-amerikanischen Band Midtown und sie führte sie durch ganz Deutschland, Österreich und die Schweiz. Ein Jahr darauf erschien „Pocketrock“ in ganz Europa und die Achterbahnfahrt durch das wilde Gestrüpp des Musikbusiness konnte losgehen für die fünf Freunde aus Ibbenbüren. Und während die eine oder der andere während des Konzerts in alten Zeiten schwelgt, drehen die Donots kräftig an der Gitarren-Kurbel und drehen die Zeit zurück. Zumindest für fast zwei Stunden. Schön war’s.        


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