Twenty One Pilots versetzen ihre Fans in helle Aufregung

Köln (kle) Als Tyler Joseph, Sänger und Gründungsmitglied der US-amerikanischen Band Twenty One Pilots, als Jugendlicher eines Tages ein Keyboard von seinen Eltern geschenkt bekam, habe er plötzlich gemerkt, wie schön es klingt, wenn man verschiedene Tasten gleichzeitig berührt. Von da an habe er nur noch Musik machen wollen, erzählte er mal. Hat man das gestrige Konzert des Musiker-Duos aus Columbus, Ohio vor ausverkauftem Hause in der Kölner Lanxess-Arena erleben können – der zweite im Bunde ist Schlagzeuger Josh Dun -, so muss man konstatieren: Gott sei Dank bekam Joseph damals ein Keyboard geschenkt.

„The last two minutes before the show begins“. Allein diese Ankündigung reicht aus, um die Fangemeinschaft, die auch als Skeleton Clique bezeichnet wird, in helle Aufregung zu versetzen. Und dann, endlich – denn einige der rund 16.000 meist jungen Konzertbesucherinnen haben schon den gesamten Tag in langen Schlangen vor der Arena campiert und wirken zum Teil dehydriert – hebt die Halle mit der Nummer „Overcompensate“ so richtig ab: Das ist die Art von Musik, die Raumfahrer auf dem Weg ins All hören, während unter ihnen die Triebwerke zerbersten. Ganz bestimmt. Duns Schlagzeugspiel im Laser-Gewitter scheint nicht von dieser Welt. Und Joseph? Der wird einige Sekunden später mithilfe einer versteckten Sprungfeder samt Kabelmikrofon über das Bühnen-Klavier katapultiert. Seine spiderman-ähnliche Maske verrutscht dabei kein bisschen. Spektakulär. Das Häuschen bebt. Bei „Car Radio“ wackeln die Ränge bedenklich stark. Die Skeleton Clique grölt „And now I just sit in silence! (Whoa, oh-oh) / And now I just sit in silence! (Whoa, oh-oh)“.

Und auf einmal, ja, unglaublich, erlischt das Spotlight, das auf Joseph und sein Piano gerichtet ist und schwenkt hinauf auf einen der Oberränge: Da steht der 37-Jährige weit oben, nah am Rande der Brüstung, demaskiert sich und singt dabei „Cause somebody stole my car radio / And now I just sit in silence“. „Wie hat er das nur gemacht?“, schreit eine Freundin ihrem Freund ins Ohr. Das ist ebenso eine gute Frage wie die: Wie schafft man es eigentlich, seine Songs mit so viel stilistischem Variations-Reichtum anzufüllen? Josephs und Duns musikalische Vorlieben decken so ziemlich alles ab, was Populär-Musik zu bieten hat: Rock, Hip-Hop, Elektro-Rock, Rap, Crossover, Indie. Die Liste ist lang. Ihre Musik besitzt eine irgendwie allumfassende Kraft. Dadurch wirkt und wird sie bedeutend. Und ihrer Anziehung, der kann man sich nur schwer entziehen. Doch warum sollte man das auch wollen?

Was sonst noch so geschieht: Immer wiederkehrende ekstatische Fan-Zwischenrufe, denen Joseph viel Raum gibt. Zwei kleine Hebebühnen – Dun rechts, Joseph links. Das ist großartig, weil ganz nah dran an den Stars. Die junge Lisa, die zusammen mit Joseph „Ride“ singt. Das ist berührend. Und ein Fan (ein paar Plätze weiter), der staunt: „Schon krass, dass so viele Menschen dasselbe lieben wie ich.“ Die Welt braucht mehr Staunende. Twenty One Pilots.    


Zurück
Zurück

We Are Scientists: Elektroschocks fürs Tanzbein

Weiter
Weiter

Glücksmomente im Konzert von Incubus