We Are Scientists: Elektroschocks fürs Tanzbein

Düsseldorf (kle) „Schlaue, kritische Geister mit exzellentem Geschmack und geilen Körpern“, das ist keineswegs eine Selbsteinschätzung der US-amerikanischen Alternative-Rock-Band We Are Scientists aus New York, nein, so umgarnen die drei Jungs, die zu Beginn der 2000er-Jahre mit Songs wie „Nobody Move, Nobody Get Hurt“ oder „After Hours“ die Indie-Club-Szene in Tanz-Trance versetzten und in einem Atemzug mit Bands wie The Killers, Franz Ferdinand oder auch den Stereophonics genannt wurden, ihre Fans. Die sind mittlerweile, genau wie die Scientists selbst, würdevoll gealtert und stehen heute Abend vielleicht ein wenig gelassener als noch vor 20 Jahren vor der Bühne des Düsseldorfer Zakk und warten auf ihre Indie-Helden von einst.

Daher beklatschen die meisten der rund 500 Gäste das musikalische Intro der Show – „Top Gun Anthem“ –, das vom Band läuft, ziemlich relaxt. Genauso entspannt betreten ein paar Sekunden später dann Sänger Gitarrist Keith Murray, Bassist Chris Cain und Schlagzeuger Keith Carne die Bühne, vermischen ihre Rückkopplungs-Sounds mit Harold Faltermeyers Komposition und legen schließlich mit der Nummer „This Scene Is Dead“ los. Das mit Murrays Stimme ist so ein bisschen wie mit einem schönen Mann / einer schönen Frau, der/die den Raum betritt: Da schaut beziehungsweise hört man gerne noch einmal genauer hin und vergisst sie nie wieder. Und während die Drei, die sich um die Jahrtausendwende in der New Yorker Universität über den Weg gerannt sind, noch ihr Zusammenspiel, ihren gemeinsamen Rhythmus finden müssen, versuchen die Fans so langsam auf Touren zu kommen und die für diese Musik à la The Strokes und Co. so typisch-lässigen Moves zu den treibend indierockschen Sechzehntel-Beats einzustielen.

Bei Murray aber, dessen graues Haar gesund matt im Scheinwerferlicht schimmert, klappt immer mehr, kommt er doch selbst von Song zu Song besser rein in seine Bewegungen. Die kirschrote Stratocaster tänzelt um seine Hüfte, als habe sie die Hosen – pardon – die Saiten an. Und dann endlich, mag man meinen, spielt Murray dieses eine Gitarrenriff, auf das alle so sehnsüchtig gewartet haben: E A D G B E. Das genau richtige Tempo, die Melodie und die intelligent verzahnte Rhythmik von „Nobody Move, Nobody Get Hurt“ haften sich wie ein Elektroschocker an die Tanzbeine der Fünfhundert, die in diesem Moment noch einmal 25 zu werden scheinen und das Zakk für knapp drei Minuten in eine Art Indie-Club verwandeln. „Schlaue, kritische Geister mit exzellentem Geschmack und geilen Körpern“. Und: ganz schön cool. Noch immer. 


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