Glücksmomente im Konzert von Incubus
Köln (kle) Ja, sie klingen zeitweise ein wenig wie Pearl Jam. Nur härter. Ja, sie tragen den Funk in sich wie die Red Hot Chili Peppers. Nur experimenteller. Und ja, sie rocken manchmal wie Limp Bizkit. Nur tiefschürfender. Die Rockband Incubus aus Calabasas, Kalifornien. Ihr Album „Morning View“ erreichte 2001 mit über zwei Millionen verkauften Platten ziemlich schnell Legendenstatus in der Alternative-Welt, und in so manchem Proberaum liefen anstelle der eigenen Songs „Are You In?“ oder „Drive“ (1999) rauf und runter. Gestern Nacht spielten die Fünf Musiker um Frontmann Brandon Boyd vor etwa 12.000 Zuschauern in der Kölner Lanxess-Arena und sorgten bei ihren Fans für zahlreiche Glücksmomente.
Schon das Surren der Gitarrenverstärker kurz vor Beginn der Show elektrisiert das Publikum. Es jubelt sich die Vorfreude aus seiner Seele, Boyds plötzliche Präsenz auf der Bühne – in der Rockszene ist er eine Art Aura-Ikone – lässt den frenetischen Beifall von der Leine. Die Zwölftausend huldigen ihm, bevor mit dem Gitarrenintro von „Nice to Know You“ alle Dämme brechen. Das Bier fließt in Strömen und alle singen „Better than watching Geller bending silver spoons / Better than witnessing newborn nebulas in bloom“. Dass hierbei die Rhythmik verzwickt und ein bloßes Mitbangen im 4/4-Takt nicht möglich ist, stört niemanden.
Was stört, ist der Gesamtsound an diesem Abend. Nur Omas Hirsebrei ist noch ein Quantum breiiger. Boyds Gesang schlingert leider zu oft angestrengt metallisch durch die Schwaden des Bühnennebels. Es scheint beinahe so, als arbeite der Raumklang in der Arena heute Abend bewusst hinterlistig gegen die incubuschen Kompositionen. Es sind die Fans, die den Nummern oftmals kollektiv-gesanglich unter die Arme greifen (müssen). Dennoch ist es bei der Nummer „Just a Phase“ wahnsinnig schön anzuhören, wenn sich bei Boyd in astreiner Eddie Vedder-Manier Ober- und Untertöne in langgezogenen Vokalphrasierungen begegnen und am Ende schließlich Hand in Hand dem Song-Untergang entgegengehen. Emotional-musikalischer Höhepunkt des Abends: „The Warmth“, ein Hit aus dem Jahre 1999. Da ist eine Konzertbesucherin, die dieses Lied in ihre Gliedmaße aufzusaugen scheint, um es postwendend in sich ineinander schlingenden Bewegungen herauszutanzen und hinauszusingen. Die Welt, sie müsste mehr tanzen und singen. „So don't let the world bring you down / Not everyone here is that fucked up and cold“. Wohl wahr. Incubus.