Antilopen Gang in Köln gefeiert – einfach, laut und mitreißend

Köln (kle) Es ist kein einfacher Weg hin zum Konzert der Deutschrap-Band Antilopen Gang auf der rechtsrheinischen Seite der Kölner Südbrücke an diesem spätsommerlichen Samstagabend mit Fahrrad. Denn spätestens vor dem Treppenaufstieg der Brücke auf der gegenüberliegenden Seite merkt man: zu eng ist‘s für den Lastenesel. Per pedes geht’s also den letzten Kilometer hinüber zu den Poller Wiesen. Und während ein riesiges Güterschiff - vollgestellt mit Kohle – flussaufwärts gegen die ungebändigte Strömung anzukämpfen scheint, hört man in der Ferne schon „Junimond“ (Die Echt-Version) aus den Boxen schallen: „Es ist vorbei Bye bye, Junimond / Es ist vorbei

Es ist vorbei / Bye bye“. Doch für die rund 4000 Zuschauer fängt es gerade erst an.

Die Antilopen Gang, das sind Koljah, Panik Panzer und Danger Dan, drei Typen, die aus einer Parodie heraus zu einer der wichtigsten Stimmen im deutschen Hip-Hop geworden sind. Wer sie immer noch auf „Fick die Uni“ reduziert, hat nicht verstanden, dass Antilopen nicht nur flink, sondern auch langlebig sind. Und so knallt ihre markenkernige Mischung aus Rap, Punk und Politik gen Himmel.

Die Bühne: eine alte Hafenrampe, zusammengeschustert mit Brettern, ein bisschen Rote-Flora-Feeling, ein bisschen Do-it-yourself-Revolutionsromantik. Und gleich zu Beginn brüllt Danger Dan ins Mikro: „Ladendiebstahl ist nicht schlimm, sondern nur Umverteilung!“ Jubel. „Kinder, probiert’s aus!“, ruft er hinterher. Ein paar Minuten später röhrt die Gang „Muttertag, Muttertag, Nazidreck“. Und plötzlich wird aus Rap ein Parolen-Pogo. Einfach, laut, mitreißend: Knüppelpunk mit 808-Bass. Die Viertausend singen mit, wenn es heißt „Wir haben nicht mehr ’33“. Einfach gegen Rechts ist allemal besser als zu kompliziert.

Dann das: „Es ist unsere antifaschistische Pflicht, den Poller Alten, die den Nationalsozialismus in sich tragen, das Geld aus der Tasche zu ziehen!“, schreit Danger Dan ins Mikro, um sogleich zusammen mit seinen beiden Kumpanen „Enkeltrick“ abzurocken: „Das ist der Enkeltrick / Wir nehmen deiner Oma ihre Rente weg“.

Ein 35-jähriger Schweizer Besucher aus Bern an der Theke philosophiert: „Ich finde die Gang so geil, weil sie es schafft, die Befindlichkeiten unserer gehobenen Mittelschicht auf den Kopf zu stellen.“ In diesem Moment rappt die Gang „Du saudummes Schwein (du saudummes Schwein) / Wenn wir dich sehen, schlagen wir wahllos auf dich ein“, und Danger Dan ruft seinen Fans „Für immer linksradikal!“ entgegen. Ähm, nein danke.

Am Ende: Merch-Schlange samt Realitäts-Check: Ein Junge fragt, ob die T-Shirts umsonst seien. Der Vater lächelt müde. Währenddessen skanken und singen die restlichen Viertausend zusammen mit Koljah, Panik Panzer und Danger Dan, die mittlerweile in gelben Warnwesten inmitten ihrer Fans auf einem ausrangierten Toyota Liteace hocken, „Wenn das hier vorbei ist, dann haben wir frei“. Bye bye Antilopen Gang. Auf bald.


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